Deutsche Bratwürste in Portugal!

Entsetzlich! Das ist ja wie Eisbein auf Mallorca.
Verkaufen sie doch typisch portugiesisches Essen!

Dieser Ratschlag ist für mich schwer nachvollziehbar und ich werde ihn aus folgenden Überlegungen heraus auch nicht umzusetzen:

  • Es regt sich niemand auf, wenn man in Deutschland Pizza isst.
  • Es regt sich auch niemand auf, wenn man in Portugal Pizza isst, weder Einheimische, noch Ausländer.
  • Kein Mensch käme auf die Idee, dem armen Pizzabäcker einen Vortrag zu halten, dass er doch lieber in Italien bleiben solle, wenn er ausschließlich italienische und keine regionale Küche anbiete.
  • Es regt sich auch kein einziger in Deutschland lebender Italiener auf, wenn er selber zum Italiener zum Essen geht. Im Gegenteil: Er ist noch stolz darauf, dass seine ihm vertraute regionale Küche internationale Anerkennung findet.

Leider kann diese normale Sichtweise der Dinge auf manche Landsleute im Umkehrschluss nicht übertragen werden, besonders dann nicht, wenn sie sich überwiegend fleischlos ernähren, ihren Namen auswendig tanzen können und /oder sich im Ausland befinden.

Typisch deutsches Essen wie Bratwurst, Eisbein, Sauerkraut und Co. außerhalb der Landesgrenzen bedeutet für diese Art der Spezies Mensch in erster Linie eine Kriegserklärung gegen die Esskultur im Allgemeinen und eine respektlose Missachtung, Demütigung und Verletzung der Gastfreundschaft des jeweiligen Gastlandes. Sie wissen nicht, welche Spezies Mensch ich meine?

Es sind die, die stets darauf bedacht sind, möglichst weltoffen zu wirken. Sie haben sich meist diverse Glücksbringern aus Indien oder Nepal umgehängt. Irgend ein Schal oder Arafat-Tuch flattert über den Rasta - Locken; ja da ist richtig Leben im Haar. Sie schlafen grundsätzlich über einem Kupfergitter, Herr Birkenstock ist ein Massenmörder. Sie bestellen beim Griechen Döner; bekifft und ausgemergelt, im Handgestrickten vom Bioschaf mit naturbelassener Duftwolke, arbeitsscheu, allwissend. Mitglied in 20 Selbsthilfegruppen, mit eigenem Hausguru und jahrelanger Trommelerfahrung zur Selbstfindung.

Für diejenigen, auf die die Personenbeschreibung zutrifft, möchte ich gerne jetzt mal folgendes klarstellen:

  • Warum soll nicht auch der Portugiesis communis in seinem eigenen Land die Möglichkeit haben, internationale und damit selbstverständlich auch deutsche Küche zu probieren und zu genießen? Soll es ihm verboten werden? Wenn ja, von wem und warum?
  • Die Freiheit, alles essen zu können, was gut schmeckt, sollte doch für alle Menschen und überall auf der Welt gelten, unabhängig davon, woher die Spezialität kommt.
  • Wie sagte schon Oskar Wilde so treffend:
    “Mit einem Vegetarier diskutiere ich erst dann, wenn er eine Wurstfabrik geerbt hat.”

Noch ein Hinweis zur regionalen Küche Portugals.

Die portugiesische Küche ist - bei allem Respekt für meine Wahlheimat - eine einfache, aber ehrliche Küche. Man sieht sofort, was drin ist. Normalerweise werden alle Fleisch- oder Fisch- und Gemüsezutaten, die es saisonal gibt, in einen großen Aluminiumtopf gar gekocht. Und es ist nun mal nicht jedermanns Sache, wenn aus dem Topf beim Öffnen des Deckels Hühnerfüße, Fischaugen oder grinsende Kaninchenschädel ins verwunderte Antlitz blicken. Auch bedarf es einer gewissen ethischen Überwindung, wenn man das Zahnfleisch eines Schafes vom Kiefer nagen muss. Pech hat man auch, wenn die Tinte des nur leicht angetöteten Tintenfisches auf den Schafwollpullover tropft. Wenn Ihnen diese Art der Esskultur lieber ist, bitte gerne. Ich toleriere das spontan und wertfrei, ohne das vorher in der Männergruppe ausgiebig durchdiskutiert zu haben. Und kiffen tue ich auch nicht, weil ich bereits Zigarillos rauche. Ich brauche das nicht und habe es noch nie gebraucht. Meine Kunden haben keinerlei Verständnis, wenn sie in der Schlange stehen und ich Ihnen ein undeutliches “ Hallooo - cool down, Alter” zurufen würde.